In Landlust schwelgen

Obst, Gemüse, Kräuter & viele Blüten

Sie träumen von knallroten Tomaten und sattgrünen Bohnen, von süßen Beeren und saftigen Kirschen, von würzigem Schnittlauch und duftendem Kerbel, von Wicken und Winden, Sonnenblumen und Buchs – und das alles in einem einzigen Garten? Dann gibt es nur eine Lösung: einen Bauerngarten!

Bauerngarten – das steht für Fülle und Farben, für Duft und Aromen, für naturnahes Gärtnern und Genuss. Der Bauerngarten ist ein Ort, an dem man die Seele baumeln lassen kann, an dem man den hektischen Alltag hinter sich lässt. Viele fühlen sich zurückversetzt in vergangene Zeiten – und genau deshalb sind Bauerngärten heute so trendy und gefragt. Denn hier ist die Welt noch in Ordnung. Und das Wunderbare: Um einen Bauerngarten anzulegen, muss man kein Landgut besitzen. Im Gegenteil: Typischerweise vereint der Bauerngarten viele unterschiedliche Nutz- und Zierpflanzen auf kleiner Fläche. Schon ein Fleckchen hinter dem Reihenhaus, ein sonniger Hinterhof in City-Lage oder ein handtuchbreiter Streifen in der Vorstadt lässt sich in eine ländliche Idylle verwandeln, die knackiges Gemüse, süßes Obst, aromatische Kräuter, bunte Blumen und ganz viel Entspannung für Stressgeplagte liefert. Als Faustregel gilt: Wer mit dem selbstangebauten Gemüse eine vierköpfige Familie satt bekommen will, sollte 200 bis 300 Quadratmeter „beackern“. Und wer weniger Fläche zur Verfügung hat? Der holt sich seine Favoriten in den Garten und kauft den Rest einfach auf dem Bauernmarkt zu.

Was braucht ein Bauerngarten?

Das, was jeder Küchengarten braucht: Sonne! Ideal ist eine Südausrichtung oder zumindest eine Südwestlage, so dass der Garten einige Stunden Nachmittagssonne abbekommt – dann werden die meisten Obst- und Gemüsesorten noch gut gedeihen. Ideal sind Mauern, die die Wärme des Tages speichern und sie abends abgeben; das kommt insbesondere wärmeliebenden Gemüsearten wie Tomaten und Paprika, Zucchini und Auberginen zugute. Hecken schützen vor Zugluft und sorgen so ebenfalls für ein zuträgliches Mikroklima. Ideal ist ein durchlässiger, nährstoffreicher Boden mit hohem Humusanteil. Den Humusgehalt kann man positiv beeinflussen, indem man regelmäßig guten Kompost ausbringt, mit organischem Material mulcht und die Pflanzflächen rollierend in jedem vierten Jahr mit einer Gründüngung (siehe Absatz „Immer schön der Reihe nach“) einsät.

Was ist ein Bauerngarten?

Neben dem kunterbunten Mix aus Zier- und Nutzpflanzen ist die besondere Gestaltung das typische Kennzeichen des Bauerngartens. Die Beete sind rechteckig, quadratisch oder auch rund bzw. oval angelegt und geometrisch angeordnet. Oft befindet sich der Mitte der Anlage ein mehr oder weniger großes Rondell (bepflanzt, gepflastert oder mit einem Hingucker, etwa einem Brunnen, bestückt), von dem die Beete wie Tortenstücke abgehen. Oder aber man teilt die Pflanzflächen wie ein quadratisches Schach- oder ein rechteckiges Gitterbrett auf. Ein klassisches Gestaltungsmuster ist das Wegekreuz, bei dem vier Dreiecke ein Quadrat ergeben. Dazwischen verlaufen Wege, die unkomplizierten Zugang zu den Pflanzflächen ermöglichen. Die Beete sind typischerweise mit niedrigen Buchshecken eingerahmt. Buchs hat den Vorteil, dass er immergrün ist und auch im Winter, wenn die Beete größtenteils brach daliegen, für Struktur und Blickfänge sorgt. Als Einfassungspflanzen empfehlen sich aber auch (winterharte) niedrige Kräuter wie Lavendel oder der zweijährige Schnittlauch – so hat man das Schöne mit dem Nützlichen vereint. Wer bunten Blüten den Vorzug gibt, rahmt die Gemüsebeete mit farbenfrohen niedrigen Sommerblumen wie Studentenblumen, Zinnien oder Bartnelken. So kann man dem Bauerngarten jedes Jahr ein neues Gesicht geben. Mehr Obst und weniger Gemüse? Lieber eine große Kräuterauswahl anstelle bunter Sommerblumen? Das Schöne ist, dass jeder „Bauerngärtner“ ganz nach seinen persönlichen Vorlieben individuelle Schwerpunkte setzen kann und sich das in Beete holt, was ihm schmeckt und gefällt. Feste Regeln gibt es nicht.

Die Hauptdarsteller im Bauerngarten

Im Bauerngarten wird jeder Zentimeter Erde bepflanzt – zum einen, um keinen kostbaren Platz ungenutzt zu lassen und eine reiche Ernte einzufahren, und zum anderen, um die typische opulente Gesamtwirkung zu erzielen. Denn am Bauerngarten erfreut sich auch das Auge! Die Wahl der Pflanzen richtet sich natürlich in erster Linie nach dem persönlichen Gusto des Gärtners, aber einige typische Vertreter sollten dennoch nicht fehlen. Bereits im März sät man Karotten, Radieschen, Spinat, Pflück- und Schnittsalate, Mangold und Frühlingszwiebeln ins Freiland. Vorgezogene Blattsalate können schon Anfang April ins Beet. Lücken füllt man Ende April und im Mai mit Kohlrabi, Brokkoli, Lauch, Rettich, Roter Bete, Wirsing und Rosenkohl auf. Wärmeliebende Gemüse-Arten wie Artischocken, Bohnen, Freilandgurken, Blumenkohl, Kürbis, Melonen, Fenchel, Zucchini und Tomaten setzt man als vorgezogene Jungpflanzen ab Mai (oder auch erst im Juni) ins Freiland. Die geometrischen Beete füllt man vornehmlich mit niedrigeren Arten, während man hohe Gemüse-Arten wie Erbsen und Bohnen, Tomaten und Borretsch seitlich an den Zaun setzt, ebenso wie die Beerensträucher und Kräuter „mit Hang zu Höherem“ wie Beifuß, Fenchel, Dill und Liebstöckel.

Mit Gemüse malen

Es müssen nicht immer Blüten sein, die Farbe ins Gemüsebeet bringen. Auch Mangold, Salat & Co. können es ziemlich bunt treiben. Wenn Sie also Ihre kostbaren Pflanzflächen dem Gemüse vorbehalten und trotzdem optische Glanzpunkte setzen wollen, sollten Sie sich die farbenfrohesten Sorten aussuchen. Hier einige Sorten-Tipps: Fleischtomate ’Ananas’ (orange), Tomate ’Sacher’ (schokobraun), Tomate ’Bolzano’ (gelb), Rosenkohl ’Falstaff’ (violett), Rotkohl ’Kalibos’ (tief violett), Mangold ’Bright Lights’ (Blattstiele in allen Regenbogenfarben), Eichblattsalat ’Sirmai’ (dunkelrot), Kopfsalat ’Skyphos’ (hellrot), Zucchini ’Solei’ (sonnengelb), Aubergine ’Listada de Gandia’ (violett-weiß gestreift), Kohlrabi ’Delikateß blauer’ (lila Blattstiele).

Je bunter, desto besser

Blütenstauden und Einjährige sind der Augenschmaus im Bauerngarten. Niedrigere und kompakte Blütenschönheiten wie Akelei und Löwenmaul, Ringelblume und Schmuckkörbchen, Phlox und Sommeraster mischen sich unter das Gemüse, während hoch aufragende Persönlichkeiten wie Lilien und Sonnenblumen, Rittersporn und Gladiolen, Stockrosen und Malven die Ränder säumen und zugleich Sichtschutz zum Nachbarsgarten bieten.

Gemüse mit Teamgeist

„Gärtnern mit der Natur“ ist ein Motto, das eng mit dem Bauerngarten verbunden ist. Chemischer Pflanzenschutz bleibt für den Notfall vorbehalten; stattdessen setzt man auf das Prinzip „Pflanzen helfen Pflanzen“, also darauf, dass sich bestimmte Pflanzen gegenseitig Schädlinge und Krankheiten vom Leib halten und sich in ihrem Gedeihen gegenseitig fördern. Dieses jahrhundertealte Wissen hat noch heute Gültigkeit – und clevere Gärtner nutzen dieses bewährte Know-how. Hier einige wichtige „Gemüse-Traumpaarungen“.

Buschbohnen vertragen sich gut mit Borretsch, Erdbeeren, Gurken, Kohlrabi, Radieschen, Salat, Sellerie, Spinat, Tomaten.
Erbsen vertragen sich gut mit Borretsch, Dill, Fenchel, Gurken, Karotten, Radieschen, Sellerie, Spinat.
Kopfsalat verträgt sich gut mit Karotten, Lauch, Radieschen, Tomaten, Zwiebeln.
Karotten vertragen sich gut mit Dill, Erbsen, Lauch, Mangold, Spinat, Tomaten, Zwiebeln.
Lauch verträgt sich gut mit Erdbeeren, Knoblauch, Karotten, Sellerie, Spinat, Tomaten.
Mangold verträgt sich gut mit Buschbohnen, Karotten, Kohl, Radieschen, Rettich.
Radieschen und Rettich vertragen sich gut mit Bohnen, Erbsen, Mangold, Karotten, Kohl, Spinat, Tomaten.
Spinat verträgt sich gut mit Bohnen, Gurken, Kohl, Karotten, Radieschen, Rettich, Sellerie, Tomaten.
Tomaten vertragen sich gut mit Kohlrabi, Karotten, Lauch, Radieschen, Ringelblumen, Spinat, Zwiebeln.
Kapuzinerkresse ist übrigens ein Tausendsassa im Küchengarten, denn sie hält allem Gemüse die Läuse fern.

Immer schön der Reihe nach

Auch in kleinen Gemüsegarten macht eine gut geplante Fruchtfolge Sinn, denn hält man eine gewisse Reihenfolge ein, erntet man kräftiges, gesundes Gemüse. Der Grund: Verschiedene Gemüse-Arten entziehen dem Boden unterschiedliche bzw. unterschiedlich viele Nährstoffe; der Boden laugt aus, ist anfällig für Schadpilze. Man unterscheidet Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer. Und so funktioniert’s: Im 1. Jahr bauen Sie auf einer bestimmten Fläche Starkzehrer an (Kürbis, Gurken, Kohl), im 2. Jahr Mittelzehrer (Fenchel, Karotten, Salat), im 3. Jahr Schwachzehrer (Radieschen, Bohnen, Zwiebeln). Im 4. Jahr säen Sie eine Gründüngung (Bienenfreund, Lupine) aus, die den Boden regenerieren lässt und ihn mit neuen Nährstoffen anreichert. Nach dem Abblühen in die Erde einarbeiten. Im folgenden Jahr beginnt der Kreislauf von Neuem. Vor diesem Hintergrund ergibt die klassiche Geviert-Einteilung in Bauerngärten natürlich doppelt Sinn. Wenn Sie Ihre Beete in vier Gruppen unterteilen, haben Sie einen optimalen Fruchtfolge-Kreislauf und können auf Minderaldünger verzichten. Lediglich etwas Kompost und Hornmehl brauchen Ihre Pflanzen dann noch.

Schmackhafte Lückenfüller

Ja, auch im Gemüsegarten ist gutes Timing gefragt – insbesondere dann, wenn der Platz knapp ist und optimal genutzt werden soll. Die ersten frühen Gemüsesorten sind erntereif, doch bis die Hauptkulturen groß genug sind, um den Platz zu füllen, vergeht noch etwas Zeit. Schieben Sie einfach „Zwischenmieter“ ein. Das sind Sorten mit sehr kurzer Kulturzeit wie Spinat, Pflück- und Schnittsalate, Blattsalate, Kresse, Sommersorten von Radieschen und Rettich, schnelle Kohlrabi und frühe Karotten. Mit ihnen schließen Sie in kurzer Zeit Lücken und holen auch aus einem Mini-Küchengarten eine reiche Ernte. Und: Achten Sie bei den „Lückenfüllern“ darauf, dass sie sich mit ihren Beetnachbarn, der Hauptsaat, gut vertragen – so profitieren alle von dem Pausen-Deal.

Ländliches Styling – so gelingt’s

Neben Obst, Gemüse, Kräutern, Heckenpflanzen und einer Fülle von Blumen machen auch bestimmte Materialien den rustikalen Charme eines Bauerngartens aus. Wege und Plätze belegt man mit Kies oder Rindenmulch, Granitpflaster oder Klinkerziegeln. Wer möchte, kann den Beeten statt mit Pflanzen auch mit niedrigen Weidenzäunen, einfachen Holzbrettern oder aber klassischen gusseisernen Einfassungen einen rustikalen Rahmen geben. Ein echter Hingucker im Bauerngarten sind Rosenbögen, Obelisken und Spaliere – so bringt man bunte Blüten, Erbsen, Bohnen und süßes Obst auch in die dritte Dimension. Auch Zäune sind ein unverzichtbares Gestaltungselement. Am schönsten sind in ländlich gestalteten Gärten klassische Holzstaketenzäune oder Paneele aus Weidengeflecht, die man mit Duftwicken ( Lathyrus odoratus ), Feuerbohnen ( Phaseolus coccineus ), Kapuzinerkresse ( Tropaeolum majus ) oder Zaunwinde ( Calystegia sepium ) beranken kann. Ein besonderes Highlight im Bauerngarten sind Rosen; sie sorgen auch in ländlichem Ambiente für einen Hauch Grandezza. Allerdings sollten sie sich bescheiden einfügen, ohne die Hauptrolle für sich zu beanspruchen. Hübsch sind sie als Hochstämmchen zwischen den Beerensträuchern, am Rosenbogen oder aber als Beetrosen im zentralen Rondell, dem optischen Mittelpunkt der Beetgestaltung.

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